Der Weg aus der deutschen Wehrlosigkeit
Grundsätzlich bin ich ein Befürworter der Wehrpflicht. Die Armee als ein unerläßliches Mittel der Selbstbehauptung erfährt so einen breiten Zufluß aus dem Volk, der verpflichtende Dienst hebt die Privatperson auf das Niveau staatsbürgerlicher Sittlichkeit. Die Bereitschaft zur Wehrpflicht hängt vom allgemeinen Wehrwillen ab und dieser basiert wiederum auf einem positiven Nationalbewußtsein und der gesellschaftlichen Akzeptanz soldatischer Tugenden.
Als ich nach dem Abitur 1991 den Wehrdienst in der »Wäller-Kaserne« beim heute schon lange aufgelösten Panzerbataillon 154 antrat, tat ich das auch mit dem Wunsch, meinem Land etwas zurückzugeben. Ich wurde allerdings recht schnell desillusioniert. Nicht nur mit dem Tragen des ausrangierten Stahlhelms der US-Army wurde mir klar, daß die Bundeswehr keine Armee im Dienst deutscher Interessen war. Das zeigte auch der Bruch mit den eigenen nationalen Militärtraditionen, der später in einen regelrechten Bildersturm ausartete und nicht einmal vor anerkannten NS-Widerstandskämpfern halt machte.
30 Jahre nach meinen persönlichen Eindrücken ist der Umbau der Bundeswehr zur traditions- und vaterlandslosen Interventionstruppe fremder Mächte fast abgeschlossen. Schon 2011 wurde die Wehrpflicht ausgesetzt, was nach dem »Soldaten-sind-Mörder«-Urteil des Bundesverfassungsgerichtes sogar eine gewisse Folgerichtigkeit hatte, wie Generalmajor Schultze-Rhonhof feststellte: „Ein Staat, dessen Rechtspraxis die Stigmatisierung der eigenen Soldaten als Mörder straffrei läßt, hat das Recht verloren, seine Jugend zum Wehrdienst zu berufen.“ Das Ziel war zudem, die ohnehin nicht besonders geschätzte Armee noch weiter vom Volk zu entfremden – weg von der klassischen Landesverteidigung, hin zu einer international einsetzbaren Hilfstruppe.
Mit dieser Transformation zog zugleich der neoliberale Ungeist in die Armee mit ein: So wurden weite Bereiche der Instandsetzung »ge-outsourct«, der Bundeswehrfuhrpark als GmbH organsiert und selbst die Bewachung der Kasernen, eigentlich eine originäre soldatische Aufgabe, an private Sicherheitsunternehmen übertragen. Wie andere Institutionen der öffentlichen Daseinsvorsorge wurde auch die Bundeswehr strukturell kaputtreformiert und materiell heruntergewirtschaftet. Für den moralischen Tiefstand dieser entmännlichten »Trümmertruppe« steht wie keine andere die Transgender-Kommandeurin Anastasia Biefang, deren öffentliches Bekenntnis, sich gerne „in Darkrooms vögeln zu lassen“, meines Wissens bis heute kein Disziplinarverfahren nach sich gezogen hat.
Angesichts dieses wehrpolitischen Desasters wirkt die Ankündigung von Olaf Scholz, mit 100 Milliarden Euro Sondervermögen und einem Wehretat von mehr als 2% des BIP die Einsatzfähigkeit der Bundeswehr wieder herstellen zu wollen, wie blanker Hohn.
Der Wiederaufbau einer heruntergekommenen Armee ist nicht nur eine Frage des Geldes, zumal wir im internationalen Ranking der Militärausgaben mit 51,6 Milliarden US-Dollar (2020) auf einem beachtlichen 8. Platz stehen – weit vor Israel mit seiner äußerst gut aufgestellten Armee. Entscheidend ist, wie man das Geld investiert, ob in schwangerengerechte Panzer oder in fortschrittliche Aufklärungstechnologie. Und neben Material und Logistik ist noch viel entscheidender die Wiederbelebung des vorsätzlich ausgetriebenen Wehrwillens, der in einem bejahenden Nationalbewußtsein gründet. Wenn in diesen Tagen das bundesrepublikanische Establishment, bzw. seine Medien, den auf einem gesunden Patriotismus fußenden Widerstandswillen der Ukrainer feiern, ja, sogar neue männliche Helden inszenieren, die belagerte Städte mit dem Mut der Verzweifelten verteidigen, dann sind das dieselben Kräfte, die im eigenen Land alles getan haben, Wehrlosigkeit zu produzieren. Unvergessen bleibt der Ausspruch einer der Lichtgestalten des bundesrepublikansischen juste milieu, nämlich Herrn Joseph Fischers, der feststellte: »Deutsche Helden müßte die Welt, tollwütigen Hunden gleich, einfach totschlagen.«
Die Gesundung unserer Streitkräfte wird nur gelingen, wenn wir als Volk innerlich gesunden. Beides ist – jenseits der Marketing-Mäzene der Regierung – ein Projekt von Generationen.