Mit massiv beworbenen Schaubildern mischt sich das zwangsfinanzierte WDR-»Wissenschafts«-Format in den sozialen Netzwerken in die politische Impfdebatte ein. Weit verbreitete Kritik an Regierungsmaßnahmen soll so auf vermeintlich »sachliche« Weise widerlegt werden. Oft wirken die Beiträge auch auf dem ersten Blick überzeugend — bis man genauer hinschaut.
Beispielsweise soll in einem Beitrag vom 16.11. erklärt werden, warum die 2G-Regel effektiver sei als die 3G-Regel. [1]
Grundlage für das »Argument« ist die Annahme, daß ein infizierter Geimpfter bis zu 65 % weniger Menschen ansteckt. Im Kleingedruckten findet man die Einschränkung, daß dieser Wert vom jeweiligen Impfstoff abhängt. Selbstverständlich verwendet man den für die gewünschte Botschaft günstigsten Wert und keine Aufschlüsselung gemäß der tatsächlichen Verbreitung der Impfstoffe.
Aber während dieses Detail noch als Erbsenzählerei abgetan wird, ist die visuelle Botschaft um so eindringlicher: Die Ansteckung eines infizierten Geimpften bei der 2G-Regelung wird dem angeblichen Effekt bei der 3G-Regelung gegenübergestellt. Allerdings wird für die Graphik nicht der Musterfall eines Geimpften, Genesenen oder Getesteten dargestellt, sondern ein infizierter Ungeimpfter.
Das Manipulative daran fällt vielen gar nicht auf. Dabei spielt ein infizierter Ungeimpfter in dem Vergleich der beiden Zugangsregelungen gar keine Rolle, denn der wäre schließlich nach der 3G-Regel ausgeschlossen — vorausgesetzt, die Testergebnisse sind zutreffend. Hier werden also sprichwörtlich Äpfel mit Birnen verglichen und es sieht auf dem ersten Blick so aus, als sei die 2G-Regelung dreimal sicherer.
Das Gegenteil ist der Fall: Erst wenn alle Teilnehmer einer Veranstaltung getestet sind, besteht nach jetziger Lage eine gewisse Sicherheit. Die 2G-Regelung führt dagegen zu einer Scheinsicherheit und stellt damit sogar eine größere Gefährdung dar.
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